- Vulkanmund/ Mouth of a Volcano
- Vulkan umstülpen/Volcano Inside/Out
- Pan, Pneu, Vulkan
- Erstarrter Gesteinsfluss 1–16/Solidified Rock Flow 1-16
- Jet Flame
- Aschewolke Eyjafjallajökull/Eyjafjallajökull Ash Cloud,
- Countdown pop/pop/pop
- Vulkane in Berlin/Volcanoes in Berlin
- Schüttungen/Debris
- Vulkanforscherin/Volcano Researcher
- Feldlabor/Field Laboratory
- Aktion Erdschollen/Intervention: Earthpiece
- Aufbruch/Break with the Past
- Urbanes Erste-Welt-Katastrophen-Camp/Urban First-World Catastrophe Camp,Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Vulkanische Felder/Volcanic Fields, Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Der Vulkanarbeiter/The Volcano Worker, Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Gleisdreieck Höhenlinien/Gleisdreieck with Countour Lines
- Vulkanreisen/Volcano Tours
- Vulkanforschungslabor/The Volcano Research Lab, Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Aktion Pfropfen/Operation Plug the Volcano
- Vulkanatem/Volcanic Breath, Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Druckerzeugung/Generating Pressure, Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Heimische Vulkane/Domestic Volcanoes, Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Dauertätigkeit/Uninterrupted Activity, Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Erste Hilfe/First Aid, Martin-Gropius-Bau Berlin/ Galeria Hilario Galguera Mexico City/ ACE Gallery Los Angeles, USA, 2002
- Texte und Essays / Texts and Essays:
- "Von Vulkanen, Dreiecken und anderen Energiefeldern", einführendes Essay von Tanja Dückers (WELT, Valeska Peschke, Monografie, Verlag edition metzel München, 2020-21)
- "Volcanoes, Triangles, and other Energy Fields", introductory essay by Tanja Dückers (WELT, Valeska Peschke, monography, publisher edition Metzel, Munich, 2020-21)
- "Der europäische Vulkan eruptiert", Heidemarie Weinhäupl im Interview mit Valeska Peschke, 2017
- "The European Volcano Erupts", Heidemarie Weinhäupl in conversation with Valeska Peschke, 2017
- "Vulkan als Vision", Beatrice Stammer im Interview mit Valeska Peschke, 1996
- "Volcano as Vision", Beatrice Stammer in conversation with Valeska Peschke, 1996
Texte
TExts and Essays
Als "Vulkanforscherin" geht Valeska Peschke auf Baustellen, um sich mit geologischer Akribie an das Objekt ihrer Begierde anzunähern. Sie ist fasziniert von der Dynamik und von der Energie, welche die Dinge und die Gedanken in Bewegung halten. Dafür benutzt sie das Vokabular der Vulkanologie und die Verschiebung der Vulkanmetapher nach Berlin. "Ich habe", schreibt Peschke, "am Potsdamer Platz und am Gleisdreieck den gigantischen Materialstrom aus der Stadt hinaus beobachtet und über einen längeren Zeitraum hinweg den Verlauf von Höhenringen von Vulkanen mit schwarzer und roter Farbe auf die Erdformationen aufgetragen."
Als Reiseführerin geht die Künstler-Forscherin mit Interessierten auf die Großbaustelle, läßt Gesteinsproben sammeln, teilt Kameras zur Dokumentation aus und bringt Aufkleber auf Bauschildern an, um vor Vulkangefahr zu warnen. Bei den "Stadtführungen zu den Vulkanen in Berlin" werden Nicht-Orte zu Reisezielen umfunktioniert. Mit Hilfe eines Pyrotechnikers gibt es Vulkanausbrüche zu sehen. "Wobei", wie es die Künstlerin im Gespräch zu bedenken gibt, "Reisender und Modell sich ständig ändern können." Beim Aufzeigen der Erdgeschichte meint die Vulkanforscherin: "Ohne Vulkane kein Leben."
Beatrice Stammer: Der Katalog zu deinem Projekt "Vulkane in Berlin" trägt im Untertitel die Zeile "Ein Reisebuch". Hier fallen mir zwei Dimensionen ein: die Zeit und das Erinnern. Ich denke an Goethes italienische Reise und Alexander von Humboldts Vulkan-Expeditionen. Humboldt ging es ähnlich wie Goethe um Anschauung, vornehmlich um das Gewordene, nämlich Natur, Landschaft und menschliche Lebensgemeinschaft auf der Grundlage gesammelter Fakten sichtbar zu machen. Warum hast du diesen Titel gewählt?
Valeska Peschke: Eine Folge von Naturkatastrophen ist für Menschen immer noch unberechenbar und für eine Stadt verheerend. Strukturen werden mit einem Mal überlagert. " Vulkane in Berlin" ist ein Manifest. Ein Thema und eine Metapher für die Behandlung des Umbruchs in Berlin.
Warum eine Reise?
Das faßt eigentlich alles zusammen, die Reise. Das ist die Idee des Modells: Menschen werden tätig, was in der Bewegung nachvollzogen werden kann. Es ist nicht ein Werk, sondern setzt sich aus vielen Facetten zusammen, so wird Zeit beschreibbar oder beschritten, also ein Ablauf wird tatsächlich erlebt. Ich fand eine Kombination aus Arbeiten im öffentlichen Raum und Erleben wichtig. Ich gebe den Ausgangspunkt mit diesem Reisebuch vor, und jeder kann damit durch die Stadt fahren und seine Geschichte weiterentwickeln und darin leben.
Die Metapher Vulkane für den aktuellen Umbruch Berlins zu nehmen finde ich außerordentlich spannend. Du begreifst den 9.11.89 als Ausbruch, als Zusammentreffen zweier Kontinentalplatten - zugeschüttete Geschichte wird sichtbar, topografische Veränderungen wahrnehmbar. Eine Kritikerin schrieb "ein grauer Schleier von Asche liegt auf der Spandauer Vorstadt". Ein schönes Bild. War der 9.11.89 der Beginn der Vulkan-Arbeit?
Mein Beginn lag eigentlich erst zwei Jahre später, 1991/92, als klar wurde, was in Berlin passieren wird. Allein die ersten Nennungen "27 Großbaustellen in der Friedrichstraße", das waren Dimensionen, die sich niemand vorstellen konnte. Und deshalb war mir der Vulkan als Vergleich recht. Ich denke, Berlin wird irgendwann zugebaut sein. Mir geht es darum, daß man diesen Vulkan in Gedanken weiterhin glühend erhält, das ist der eigentliche Sinn dieser Reise. Vielleicht auch eine geistige Grundlage zu schaffen. Architektur finde ich nicht besonders vulkanisch, aber die Menschen können es sein.
Du hast eine Kunstreise als Reiseführerin mit Interessierten zur Großbaustelle Potsdamer Platz unternommen und hast die Reisenden Gesteinsproben sammeln lassen. Es gab mit Hilfe eines Pyrotechnikers Vulkanausbrüche zu sehen, eine sehr unmittelbare Kunst im Stadtraum. Wie war die Reaktion der Beteiligten?
Sie waren beeindruckt von diesen ungeheuren Erdmassen. Das Sammeln der Steine war ganz wichtig, das Eingreifen in diesen Prozeß, um ein Teil dieser Geschichte zu werden. Die rauchenden Vulkane waren dann fast selbstverständlich.
Das Thema Vulkan ist ein sehr globales. Es geht um die Entwicklung der Erde, das Erforschen des Erdinnern und sein Zusammenhalt im Kosmos. Es geht um Zeit und Material, Druck und Spannung, Gase und Hitze. Was interessiert dich an diesem Thema?
Ich habe einen Stich aus dem 17. Jh. von A. Kirchers gesehen. Es ist ein wissenschaftlich nicht mehr aktuelles, aber ein schönes Sinnbild des globalen Zusammenhaltes: eine Kugel mit einem feurigen Kern; die Vulkane auf der Oberfläche sind durch unterirdische Kanäle mit dem glühenden Mittelpunkt verbunden. Diese Kraft hat mich fasziniert, die von einem Punkt in der Erde kommt. Diese unnachgiebige Kraft, die plötzlich alles überdeckt und dann etwas Neues entstehen läßt. Eine neue Vision vielleicht, alles Alte wird zerstört und es entsteht etwas Neues.
Walter de Maria hat in den 60er Jahren kilometerlange Linien durch die Wüste Nevadas gezeichnet, als bewußte Wahrnehmung der Erde als Landschaftsgestalt und als Stoff. Wie begreifst du deine Arbeit?
Ich finde Orte, an denen Denk- Zeit- oder Materialströme erlebbar sind. Anfangs wollte ich, daß diese drückende oder vielleicht auch unsichere Haltung in Berlin, also die Gedankenströme, die seit '89 durch Berlin hindurchgehen, erweitert werden zu einer Vision. Es entstanden TV-Videospots mit Berlin-Bildern, zu denen ein Nachrichtensprecher aktuelle Ausbruchstellen mitteilte.
Dann interessierte mich das Material, das einen ständig umgibt: Sand, Steine, Mauern, die plötzlich abgebrochen werden und Freiräume entstehen lassen; das sinnliche Wahrnehmen der Materialströme auf Baustellen und der Wechsel von der 2. in die 3. Dimension. In einer Land -Art Aktion übertrug ich die Höhenringe von Vulkankarten auf Baustellenaufwerfungen und markierte deren Auf- und Abbau. So konnte die Idee des Vulkans nachvollzogen werden, was ja auch ein bildhauerisches Sehen der ganzen Stadt ist. Ich sehe die Stadt als Modell. Durch dieses Modell beginnt nun eine Reise, wobei sich Reisender und Modell ständig ändern können.
Atlas der Künstlerreisen, Kunstforum International, Bd. 137, 1997
Als Reiseführerin geht die Künstler-Forscherin mit Interessierten auf die Großbaustelle, läßt Gesteinsproben sammeln, teilt Kameras zur Dokumentation aus und bringt Aufkleber auf Bauschildern an, um vor Vulkangefahr zu warnen. Bei den "Stadtführungen zu den Vulkanen in Berlin" werden Nicht-Orte zu Reisezielen umfunktioniert. Mit Hilfe eines Pyrotechnikers gibt es Vulkanausbrüche zu sehen. "Wobei", wie es die Künstlerin im Gespräch zu bedenken gibt, "Reisender und Modell sich ständig ändern können." Beim Aufzeigen der Erdgeschichte meint die Vulkanforscherin: "Ohne Vulkane kein Leben."
Beatrice Stammer: Der Katalog zu deinem Projekt "Vulkane in Berlin" trägt im Untertitel die Zeile "Ein Reisebuch". Hier fallen mir zwei Dimensionen ein: die Zeit und das Erinnern. Ich denke an Goethes italienische Reise und Alexander von Humboldts Vulkan-Expeditionen. Humboldt ging es ähnlich wie Goethe um Anschauung, vornehmlich um das Gewordene, nämlich Natur, Landschaft und menschliche Lebensgemeinschaft auf der Grundlage gesammelter Fakten sichtbar zu machen. Warum hast du diesen Titel gewählt?
Valeska Peschke: Eine Folge von Naturkatastrophen ist für Menschen immer noch unberechenbar und für eine Stadt verheerend. Strukturen werden mit einem Mal überlagert. " Vulkane in Berlin" ist ein Manifest. Ein Thema und eine Metapher für die Behandlung des Umbruchs in Berlin.
Warum eine Reise?
Das faßt eigentlich alles zusammen, die Reise. Das ist die Idee des Modells: Menschen werden tätig, was in der Bewegung nachvollzogen werden kann. Es ist nicht ein Werk, sondern setzt sich aus vielen Facetten zusammen, so wird Zeit beschreibbar oder beschritten, also ein Ablauf wird tatsächlich erlebt. Ich fand eine Kombination aus Arbeiten im öffentlichen Raum und Erleben wichtig. Ich gebe den Ausgangspunkt mit diesem Reisebuch vor, und jeder kann damit durch die Stadt fahren und seine Geschichte weiterentwickeln und darin leben.
Die Metapher Vulkane für den aktuellen Umbruch Berlins zu nehmen finde ich außerordentlich spannend. Du begreifst den 9.11.89 als Ausbruch, als Zusammentreffen zweier Kontinentalplatten - zugeschüttete Geschichte wird sichtbar, topografische Veränderungen wahrnehmbar. Eine Kritikerin schrieb "ein grauer Schleier von Asche liegt auf der Spandauer Vorstadt". Ein schönes Bild. War der 9.11.89 der Beginn der Vulkan-Arbeit?
Mein Beginn lag eigentlich erst zwei Jahre später, 1991/92, als klar wurde, was in Berlin passieren wird. Allein die ersten Nennungen "27 Großbaustellen in der Friedrichstraße", das waren Dimensionen, die sich niemand vorstellen konnte. Und deshalb war mir der Vulkan als Vergleich recht. Ich denke, Berlin wird irgendwann zugebaut sein. Mir geht es darum, daß man diesen Vulkan in Gedanken weiterhin glühend erhält, das ist der eigentliche Sinn dieser Reise. Vielleicht auch eine geistige Grundlage zu schaffen. Architektur finde ich nicht besonders vulkanisch, aber die Menschen können es sein.
Du hast eine Kunstreise als Reiseführerin mit Interessierten zur Großbaustelle Potsdamer Platz unternommen und hast die Reisenden Gesteinsproben sammeln lassen. Es gab mit Hilfe eines Pyrotechnikers Vulkanausbrüche zu sehen, eine sehr unmittelbare Kunst im Stadtraum. Wie war die Reaktion der Beteiligten?
Sie waren beeindruckt von diesen ungeheuren Erdmassen. Das Sammeln der Steine war ganz wichtig, das Eingreifen in diesen Prozeß, um ein Teil dieser Geschichte zu werden. Die rauchenden Vulkane waren dann fast selbstverständlich.
Das Thema Vulkan ist ein sehr globales. Es geht um die Entwicklung der Erde, das Erforschen des Erdinnern und sein Zusammenhalt im Kosmos. Es geht um Zeit und Material, Druck und Spannung, Gase und Hitze. Was interessiert dich an diesem Thema?
Ich habe einen Stich aus dem 17. Jh. von A. Kirchers gesehen. Es ist ein wissenschaftlich nicht mehr aktuelles, aber ein schönes Sinnbild des globalen Zusammenhaltes: eine Kugel mit einem feurigen Kern; die Vulkane auf der Oberfläche sind durch unterirdische Kanäle mit dem glühenden Mittelpunkt verbunden. Diese Kraft hat mich fasziniert, die von einem Punkt in der Erde kommt. Diese unnachgiebige Kraft, die plötzlich alles überdeckt und dann etwas Neues entstehen läßt. Eine neue Vision vielleicht, alles Alte wird zerstört und es entsteht etwas Neues.
Walter de Maria hat in den 60er Jahren kilometerlange Linien durch die Wüste Nevadas gezeichnet, als bewußte Wahrnehmung der Erde als Landschaftsgestalt und als Stoff. Wie begreifst du deine Arbeit?
Ich finde Orte, an denen Denk- Zeit- oder Materialströme erlebbar sind. Anfangs wollte ich, daß diese drückende oder vielleicht auch unsichere Haltung in Berlin, also die Gedankenströme, die seit '89 durch Berlin hindurchgehen, erweitert werden zu einer Vision. Es entstanden TV-Videospots mit Berlin-Bildern, zu denen ein Nachrichtensprecher aktuelle Ausbruchstellen mitteilte.
Dann interessierte mich das Material, das einen ständig umgibt: Sand, Steine, Mauern, die plötzlich abgebrochen werden und Freiräume entstehen lassen; das sinnliche Wahrnehmen der Materialströme auf Baustellen und der Wechsel von der 2. in die 3. Dimension. In einer Land -Art Aktion übertrug ich die Höhenringe von Vulkankarten auf Baustellenaufwerfungen und markierte deren Auf- und Abbau. So konnte die Idee des Vulkans nachvollzogen werden, was ja auch ein bildhauerisches Sehen der ganzen Stadt ist. Ich sehe die Stadt als Modell. Durch dieses Modell beginnt nun eine Reise, wobei sich Reisender und Modell ständig ändern können.
Atlas der Künstlerreisen, Kunstforum International, Bd. 137, 1997